Broken Links sind Geschichte

Die Tage hat mir jemand ins Kon­takt­for­mu­lar geschrie­ben, dass es in einem alten Blog­post von mir aus dem Jahr 2010 einen Link gibt, der inzwi­schen nicht mehr funk­tio­niert. Die­ser Jemand woll­te mir außer­dem einen alter­na­ti­ven Link vor­schla­gen, der erklä­ren wür­de, was aus mei­nem zwi­schen­zeit­lich Bro­ken Link gewor­den sei und den ich doch anstel­le des­sel­ben ein­fü­gen könnte.

Obwohl der emp­foh­le­ne Text durch­aus gut geschrie­ben und kein ver­steck­ter Spam war, habe ich das Ansin­nen dan­kend abge­lehnt. Blog Posts haben näm­lich einen Zeit­stem­pel und geben somit den Stand zum Zeit­punkt der Erstel­lung* wie­der. Wenn ein Hyper­link zehn Jah­re spä­ter nicht mehr funk­tio­niert, dann ist das ein­fach so. Genau­so wie manch ande­re Aus­sa­ge dar­in viel­leicht mitt­ler­wei­le längst über­holt sein mag.

Ein Zeit­do­ku­ment (und nichts ande­res ist ein Blog-Ein­trag) zu ändern wäre aus mei­ner Sicht aber Geschichts­klit­te­rung. So wie sie das Wahr­heits­mi­nis­te­ri­um Mini­true in Geor­ge Orwells Dys­to­pie „1984“ betreibt, das die Geschich­te immer so umschreibt, dass sie zur aktu­el­len Dok­trin und Pro­pa­gan­da des „gro­ßen Bru­ders“ passt. Mit Bro­ken Links in mei­nen alten Tex­ten wer­det Ihr leben müs­sen; sie zei­gen schlicht an, dass ein Text nicht aktu­ell ist. Ein­trä­ge in einem Log­buch – und davon ist das Blog ja abge­lei­tet – ändert man schließ­lich auch nicht rückwirkend.

Einen theo­re­ti­schen Aus­weg aus die­sem Autoren-Dilem­ma gäbe es: man könn­te ein Word­Press-Plug­in schrei­ben, das zunächst regel­mä­ßig alle Links dar­auf­hin prüft, ob sie noch funk­tio­nie­ren (so etwas gibt es). Wenn dies nicht mehr der Fall ist, müss­te die­ses Plug­in dann nach­schau­en, ob es von der ver­link­ten Sei­te einen Snapshot im Inter­net Archi­ve zum unge­fäh­ren Zeit­punkt der Ver­öf­fent­li­chung des Blog­posts gibt. Falls ja, dann soll­te die­ses Plug­in schließ­lich den Bro­ken Link mit­tels Redi­rect auf die­sen Snapshot umlen­ken. So etwas gibt es mei­nes Wis­sens noch nicht. Viel­leicht mag es ja jemand programmieren?

*Aus genau die­sem Grund hat es mich auch immer kolos­sal geär­gert, dass mein frü­he­rer Bröt­chen­ge­ber regel­mä­ßig älte­re redak­tio­nel­le Tex­te mit neu­em Datum repu­bli­ziert hat, ohne dabei den Zeit­punkt der ursprüng­li­chen Ent­ste­hung noch zu nennen.

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