Vorweg: Ich schreibe das hier für alle, die wissen, was ein Browser ist beziehungsweise dass Browser als solche überhaupt existieren (bei allen anderen ist eh Hopfen und Malz verloren).
Viele Menschen surfen im World Wide Web einfach mit dem Browser, den sie auf ihrem Rechner vorfinden. Unter Windows ist das der Internet Explorer, auf dem Mac Safari. Die sind beide ganz ok (solange es sich nicht um den total veralteten IE6 von Windows XP handelt). Es gibt aber Alternativen, die deutlich besser sind – man muss sie nur erst bewusst herunterladen und installieren. Das lohnt sich! In Deutschland ist schon seit Jahren der aus den Überresten von Netscape hervorgegangene Open-Source-Browser Firefox besonders beliebt – unter anderem deswegen, weil er sich über vielfältige Add-Ons erweitern lässt.
Ich persönlich finde aber einen anderen Browser noch viel besser, nämlich Chrome von Google. Nicht weil, sondern obwohl er von Google ist. Chrome ist aktuell der beste Browser, und zwar für Windows und für Mac OS X (zu Linux kann ich nichts sagen, weil ich damit nicht regelmäßig arbeite). Er basiert auf der Open-Source-Rendering-Engine WebKit (die auch in Apple Safari und vielen mobilen Browsern steckt) und dem ebenfalls quelloffenen Projekt Chromium. WebKit steht synonym für Unterstützung von Standards und auch ganz neuen Techniken wie HTML5.
Chrome kann man nicht etwa bei www.chrome.de, sondern von www.google.de/chrome herunterladen. Das empfehle ich grundsätzlich jedem, um den Google-Browser zumindest mal auszuprobieren. Wer das tut, wird auf Anhieb feststellen, dass Chrome einfach verdammt schnell ist. Das bezieht sich sowohl auf den Programmstart als auch auf das Laden und Darstellen von Webseiten aller Art, insbesondere solcher mit anspruchsvollem JavaScript.
Genial finde ich außerdem die sogenannte Omnibox – das ist ein kombiniertes Eingabefeld für Webadressen (URLs) und Suchbegriffe. Wenn man damit ein bisschen gearbeitet hat, möchte man nie wieder an einen Browser zurück, der dafür zwei getrennte Felder anbietet. Wer jetzt übrigens glaubt, mit Chrome könne man nur bei Google suchen, der irrt: Man kann ebensogut Bing, Yahoo! oder auch eine noch viel exotischere Suchmaschine als Standard vorgeben, so wie sich das für einen modernen Browser gehört.
Ist Chrome einmal installiert, dann aktualisiert sich der Google-Browser automatisch, sobald eine neue Version* veröffentlich wurde. Das ist sehr praktisch, weil man sich um nichts kümmern und keine Sorgen haben muss, dass man ein älteres Release mit Sicherheitslücken benutzt. Letzteres gilt seit kurzem übrigens auch für den Flash Player, den Google zusammen mit Adobe in Chrome integriert hat und ebenfalls immer in der neuesten Ausführung mitliefert.
Für die automatischen Updates hat Google übrigens in der Anfangszeit von Chrome eine für jede Installation des Browsers eineindeutige ID benutzt. Dafür gab es eine Menge schlechte Presse, weil befürchtet wurde, dass Google damit Schindluder treiben könnte. Daraufhin hat Google ab der Version 4.1 entschieden, das Update-Verfahren technisch so umzustellen, dass es ohne diese theoretisch „personenbezogene“ Kennung auskommt.
Überhaupt nimmt Google Sicherheit und Datenschutz (PDF-Link) bei Chrome sehr ernst. Es gibt meines Wissens keinen anderen Browser, bei dem man so fein differenzierte Voreinstellungen in puncto Privatsphäre vornehmen kann – auch echte Paranoiker kommen hier voll auf ihre Kosten. Ein Teil der für die Privacy-Funktionen zuständigen Chrome-Entwickler sitzt übrigens hier in München bei Google in der Dienerstraße (was ich sinnvoll finde, denn wir Deutschen sind in Sachen Datenschutz ja ganz besonders sensibel, erst recht wenn es um Google geht).
Seit kurzem enthält Chrome auch ein Plug-in zur Anzeige von PDF-Dateien, auf die ja im Web doch des Öfteren verlinkt wird. Der Browser zeigt damit die Dokumente ohne überflüssigen Schnickschnack direkt an und lädt sie meist fast ebenso schnell wie normale Webseiten. Steuerelemente werden erst dann eingeblendet, wenn man mit der Maus die rechten unteren Fensterbereich ansteuert. Wieder ein (externes) Plug-in mehr, auf das man verzichten kann.
Auch für Chrome sind mittlerweile eine Menge Erweiterungen erhältlich, die zumeist von externen Entwicklern stammen. Weitere Punkte, die ich an Chrome sehr schätze, sind seine minimalistischen und platzsparenden Bedienelemente sowie die interne Architektur, bei der jeder Tab in einem eigenen Prozess läuft. Wenn eine Webseite in einem Tab abstürzt (meist ist daran nicht der Browser, sondern ein Plug-in schuld), laufen alle übrigen unbeeindruckt weiter.
Und last, but not least wäre da noch ein Schmankerl, in dessen Genuss allerdings nur Besitzer eines Android-Smartphones kommen: Mit Chrome2Phone, einer Kombination aus Chrome-Erweiterung und Android-App, kann ich Inhalte – von URLs über Telefonnumern und YouTube-Videos bis hin zu mit Google Maps geplanten Routen – aus dem Browser mit einem Mausklick an mein Telefon senden, wo sie sich gleich automatisch in der passenden Anwendung öffnen.
*Ich bin übrigens immer gern ein bisschen „bleeding edge“ und benutze daher als Standard-Browser sowohl im Büro (PC mit Windows 7 Ultimate) als auch daheim (MacBook Pro mit Snow Leopard) die Chrome-Versionen aus dem Dev Channel. Da kommt etwa einmal pro Woche eine neue Version, die in den allermeisten Fällen absolut stabil läuft und für das täglichen Arbeiten auch auf einem Produktivsystem geeignet ist. Und falls der Dev Channel doch mal zickt, kann man jederzeit (temporär) wieder auf die offizielle stabile oder Beta-Version zurück.
4 Kommentare
Hallo Thomas, habe auch vor einiger Zeit auf Chrome als meinen primären Browser umgestellt, und zwar seit er Plugins unterstützt. Ich bin damit sehr zufrieden, die Gründe dafür sind die gleichen, die du hier sehr schön zusammengestellt hast. Habe auch schon die IE9 Beta ausprobiert, konnte aber noch kein Feature entdecken, das mich veranlassen würde, von Chrome wegzugehen.
Sieht hier ebenso aus. Ich mag vor allem den Speicherverbrauch von Chrome, bzw die Verwaltung des Speichers durch die isolierten Tabs – ganz anders als Firefox.
Ich bin auch begeistert von Chrome. Leider spinnt er derzeit und sagt mir ständig, dass er die Website nicht anzeigen kann. Ich weiß nicht, ob das an Hansenet/Alice liegt (funktioniert aber mit Firefox, Opera und Safari problemlos) oder am Mac (was ich ausschließe, da Du ja auch einen hast). Vielleicht sollte ich ihn einfach noch einmal runterschmeissen und neu installieren. Oder kennt jemand das Problem und hat einen Rat?