Gestern hat die holländische Firma Fairphone die inzwischen dritte Generation ihres gleichnamigen Smartphones angekündigt. Nachdem die beiden Vorgänger mir persönlich noch ein wenig zu sehr Proof-of-Concept waren, macht mir das nachhaltige Konzept inzwischen einen ausgereiften Eindruck. Weswegen ich Nägel mit Köpfen gemacht und mir ein Fairphone 3 vorbestellt habe.
Das Timing hätte kaum besser sein können. Mein Vertrag steht aktuell zur Verlängerung an und irgendwie konnte ich mich aus dem aktuellen Angebot der Telekom für kein Gerät so richtig erwärmen. Zu teuer, zu Trump-bedroht, Verfügbarkeit ungewiss, you name it. Nun werde ich einfach den Vertrag auf ohne Smartphone umstellen und versuchen, das blöde Gefühl loszuwerden, immer die neueste Hardware haben zu müssen.
Denn sind wir mal ehrlich – echte Innovation gibt es bei Smartphones schon lange nicht mehr. Die Leute nutzen ihre Endgeräte länger, und das ist gut so.
Fairphone hat es sich konsequent zur Maxime gesetzt, dass man ein Smartphone möglichst lange nutzen und einfach reparieren kann. Das gefällt nicht nur mir:
Alles zusammengenommen bietet Fairphone mit dem Fairphone 3 ein gutes Smartphone und vor allem ein auf dem Markt einzigartiges Gesamtpaket aus Nachhaltigkeit, umfassender Reparierbarkeit und ausreichender Leistung an – und wird damit wohl auch künftig der einzige Anbieter bleiben.
Tobias Költzsch bei Golem.de
Insgesamt sieben Module lassen sich bei einem Defekt einfach austauschen oder später durch verbesserte Versionen ersetzen: Lautsprecher (20 Euro), Unterseite mit USB-Buchse (20 Euro), Oberseite (30 Euro), Kameramodul (50 Euro), Displaymodul (90 Euro), Gehäuserückseite (25 Euro) und Akku (30 Euro). Mainboard und SoC stecken im Gehäuserahmen und lassen sich nicht austauschen.
Jörg Wirtgen und Jan-Keno Janssen bei heise online
Zwei Zahlen illustrieren das Dilemma von Fairphone: Auf Facebook hat das Unternehmen 142.000 Fans, verkauft wurden bisher aber nur 130.000 Fairphones weltweit. Damit ist die niederländische Firma, die sich selbst als „Social Business“ bezeichnet, nur eine Randnotiz im Big Business von Firmen wie Samsung, Huawei und Apple, die stets in Millionenstückzahlen rechnen. Aber eben eine wichtige Randnotiz, denn Fairphone will den Großen zeigen, wie man Smartphones herstellen kann, ohne Natur und Menschen auszubeuten – zumindest weitgehend.
Matthias Kremp bei Spiegel Online
Jenen ausgewählten Tech-Journalisten, die von Apple stets das neueste iPhone-Topmodell mit Vollausstattung zum „Dauertest“ erhalten (dieses Privileg habe ich selbst eine Reihe von Jahren lang genießen dürfen), wird so ein Fairphone sehr wahrscheinlich etwas schwachbrüstig vorkommen. Und auch die Fotos aus einem drei Mal so teuren Gerät mit drei unterschiedlichen Kameras sind sicher besser.
Ich für meinen Teil will aber weder einen Spielfilm drehen mit meinem neuen Smartphone noch 3D-Games zocken. Und für Google Maps, DB Navigator, Twitter, Spotify oder Signal genügt ein Midrange-Snapdragon vollkommen. Ob ich das in zwei, drei oder noch mehr Jahren immer noch sage? Warten wir’s ab. Ich halte euch auf dem Laufenden.
2 Kommentare
Hi. Hattest Du Dir im Vergleich dazu die Shiftphones angeschaut und kannst mir einen Denkanstoß geben, warum das Fairfone das Rennen machte bzw. bei mir machen sollte?
Hallo Wolf, nein, mit den Shiftphones hatte und habe ich mich noch nicht näher beschäftigt. Ich habe beim Fairphone einfach gegen all das entschieden, was mein Netzbetreiber so im Angebot hatte. Wenn Du lieber ein Shiftphone möchtest, ist das genauso ein Schritt in die richtige Richtung. Nimm einfach, was dir besser gefällt oder von der technischen Ausstattung her besser taugt.