Bin ich. Bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Am Wochenende bin ich endlich dazu gekommen, ein Paket von Sonos auszupacken. Darin waren eine Bridge, ein Connect und zwei Play:3. Nachdem ich jetzt schon seit Jahren immer wieder bei Volker und anderswo lesen musste, wie wunderbar Sonos ist, konnte ich nicht länger widerstehen und habe Fiede S. dann doch mal um eine Teststellung gebeten.
Sonos hat ja irgendwie viel mit Apple gemeinsam. Premium-Segment, gutes Industrial Design, gute Qualität – und vor allem die Fähigkeit, Produkte zu bauen, von denen man sich plötzlich fragt, wie man jemals ohne sie auskommen konnte.
Sonos, nie gehört? Ich mach’s ganz kurz: Drahtloses Multi-Room-Audio. Ich habe die oben erwähnten Geräte am Samstag in zirka 25 Minuten in Betrieb genommen. Bridge an die Fritz!Box 7390 gehängt (an dieser Stelle braucht man dann übrigens doch EIN Kabel). Controller-Software* auf dem Mac angeschmissen. Connect an die Anlage angeschlossen, über den Controller integriert. Dann noch je ein Play:3 ins Schlafzimmer und in die Küche; alternativ hätte ich auch in einem der beiden Räume ein Stereo-Pärchen bilden können. Je ein Software-Update auf Connect und den beiden Plays, das war’s. Ein Kinderspiel.
Etwas länger hat der Controller dann gebraucht, um erstmalig meine iTunes-Musik zu indexieren. Und ich habe etwas länger gebraucht, um mit den Controller-Apps auf dem iPhone und iPad herumzuexperimentieren. Die erschließen sich, zumindest was die kleinere Variante angeht, nicht ganz so intuitiv wie der Rest des Systems. Und leider unterstützen die Controller allesamt kein iTunes Match, sprich die Cloud-Musik von meinem Rechner im Büro bleibt für Sonos außen vor (egal, dafür gibt es zum Glück Apple TV). Dafür kann ich nun aber diverse Streaming-Dienste – unter anderem das gerade in Deutschland gestartete Spotify, auch wenn Romy das nicht so gut findet – nutzen. Feine Sache.
So weit, so gut. Es gibt freilich auch ein paar Dinge, die mir nicht so gut gefallen. Die Play:3 zum Beispiel klingen mir einfach nicht neutral genug. Sie sind auch bei ausgeschalteter Loudness für meinen Geschmack deutlich zu bassbetont (und das, obwohl sie anders als der größere Play:5 keinen integrierten Subwoofer besitzen). Mit der EQ-Funktion des Controllers lässt sich das halbwegs korrigieren, indem man dort einfach etwas Bass wegnimmt. Ich finde aber auch, dass die Klangwiedergabe über das Lautstärkespektrum hinweg nicht gleichmäßig ist. Da bin ich aber womöglich etwas sehr picky, der Tatsache geschuldet, dass ich nicht wenig Klassik und Jazz höre.
Apropos Lautstärke: Beim Play:3 muss man höllisch aufpassen, dass man beim mobilen Controller nicht aus Versehen ein bisschen zu weit aufdreht. Für die doch kompakte Baugröße werden die Dinger verdammt laut und erinnern mich in dieser Hinsicht ein wenig an das selige iPod Hi-Fi (das ich immer noch im Regal stehen habe). Beim Connect habe ich bislang ebenfalls den leisen Verdacht, dass er den Klang zumindest am analogen Ausgang unnötig „aufpeppt“. Das muss ich allerdings erst noch in Ruhe mit Vergleichshören gegen einige CDs verifizieren; da kann ich mich auch sehr wohl verhört haben.
Was ich auch nicht so gut finde: Keines der Sonos-Geräte hat einen Netzschalter. Das stört mich weniger ob des Stromverbrauchs (der ist schwer herauszufinden, aber gar nicht so hoch wie ich gedacht hätte) als vielmehr aufgrund der Tatsache, dass ich zumindest nachts wirklich gern auf noch mehr Funkwellen um mich herum verzichten würde. Hier könnten sich die Entwickler eigentlich die Fritz!Box zum Vorbild nehmen, deren Wi-Fi-Modul ich von Mitternacht bis sieben Uhr früh per Nachtschaltung einfach abschalte.
Generell gilt, dass ich aus verschiedenen Gründen einfach nicht die idealen Sonos-Voraussetzungen mitbringe. Zum Beispiel, weil ich in einer unsanierten Altbauwohnung mit den typisch zu wenigen Steckdosen wohne und dort die meisten Türen ausgehängt habe. Zudem ist selbige Wohnung jetzt auch nicht so riesig, dass ich irgendwo die Musik aus meiner Anlage nicht mehr hören könnte. Mangels eines Server-Raums im Keller oder sonstwo habe ich auch nirgendwo ein NAS herumstehen – alle Geräte, die mir technisch bislang gefallen haben, sind mir zumindest zeitweise schlicht zu laut, um sie irgendwo herumstehen zu haben.
Unter anderem deswegen bin ich noch nicht ansatzweise dazu gekommen, meine CD-Sammlung vollständig zu digitalisieren. Richtig charmant ist Sonos aber nur, wenn auch die gesammelte eigene Musik irgendwo vernetzt herumliegt. Ich will ja schließlich nicht Tag und Nacht meinen Rechner laufen lassen.
Klar, mit meinen musikalischen Nutzungsgewohnheiten bin ich längst ein Dinosaurier. Der freilich sehr wohl spürt, dass sich das Paradigma von Besitz in Richtung Zugang bewegt. Simfy, Deezer, Rdio und jetzt auch Spotify sind allesamt Schritte in die richtige Richtung. Bislang überzeugt mich aber noch keiner dieser Dienste derart, dass ich deswegen aufhören würde, mir Musik auf CDs zu kaufen. Auch weil ich die Geräte noch nicht gefunden habe, mit denen die Benutzung eines Streaming-Service so komfortabel und wohlklingend wäre wie (m)eine gute alte Stereoanlage. Jedoch kommt Sonos diesem fiktiven Ideal schon sehr nahe, das muss ich zugeben.
*Seit heute früh gibt es die Controller-Apps in der neuen Version 3.7. Die schaut nun auch auf Mac und PC ziemlich so aus wie auf dem iPad. Neu sind unter anderem ein Suchfeld für die verschiedenen Quellen (allerdings keine übergreifende Suche), Drag and Drop von mehreren Songs auf Räume oder Listen, ein bei Bedarf verkleinertes Programmfenster sowie ein Party-Modus mit zentraler Lautstärkeregelung. Und das Fenster ist für ein 13-Zoll-MacBook (1280 x 800) mit eingeblendetem Dock zu hoch.
11 Kommentare
„Zu bassbetont“: das kritisiere ich bei fast jeder Box, die mir unter die Finger bzw. Ohren kommt. Vermutlich, weil ich ebenfalls viel Klassik und Jazz höre. Aber bei der kleinen Play 3 kann ich das nicht unterschreiben, sie ist eher die wohltuende Ausnahme bei den Mini-Boxen.
NEVER EVER Sonos again! Die Einrichtung meines nun 6ten Systems ist eine Katastrophe, ich werf den Mist nun raus und suche mir ein professionelles System!
Zwangsupdates in 2018 gehen gar nicht. Ich will Musik hören und nicht täglich Updates machen MÜSSEN. Unfassbar!!!
Spanning Tree-Fehler sind nicht behoben! Kann jede Bastelbude, aber Sonos nicht, unfassbar.
Und neuerdings muss ich zwangweise ein Konto einrichten!!! Leute, ich will Musik hören und habe 0 Interesse an einem Kontakt gleich welcher Art. Stellt Euch vor, die bauen Wasserhähne. Sorry, erst Update und Konto einrichten.
Ein äussert nerviges System. Wer Lust auf PC-Gefummel mit einer total unlogischen App hat, gerne. Wer Musik hören will, braucht ein anderes System.
NIE WIEDER SONOS!
Hi Thomas,
schöner Blog und interessanter Artikel. Hab Dich gerade entdeckt, weil ich vorhin ebenfalls eine Art Testbericht von Sonos Connect online gestellt habt. Evtl. für Dich und die Leser dieses Artikels auch von Interesse: Hier gehts lang.
Jetzt schau ich noch, über was Du sonst so bloggst.
Viele Grüße,
Christof
w‑blau@online.de
Werner
hallo,habe gerade mein erstes SONOS3 angeschlossen.
Doch nun meine Entäuschung:
Ich finde MEINE Musik, auf MEINEM Netzwerkserver (NAS System) nicht auf dem Sonos.
Wer kann mir die nötigen Schritte beschreiben und vieleicht mailen ?
PS: Ich höhre mit meiner normalen Anlage fast nur die von mir gespeicherte Musik von meinem kleinen NAS-System.
Danke für Infos und Gruß an alle
Hallo Werner, die Sonos-Community hilft Dir zum Thema NAS sicher gern weiter.
Das Sonos System hat sicherlich seinen Charme, jedoch sollte man sich vor dem Kauf über einige Beschränkungen bewusst sein:
– Der Stromverbrauch im Standby ist für „always-on“ Geräte zu hoch (>4W pro Modul). Bei einer Installation mit Bridge/Connect und mehreren Lautsprechern können durchaus 20–30W Verbrauch (im Idle-Modus pro Haushalt) zusammenkommen. Dies entspricht 50–70EUR im Jahr. Im Vergleich brauchen andere moderne Home-Entertainment Geräte wie SmartTV im Standby deutlich weniger (0.1 – 0.5 Watt).
– Die Lautsprecher können nicht zur direkten kabellosen Ausgabe via AirPlay (oder vergleichbaren Technologien) benutzt werden.
– Andere (bereits vorhandene) Lautsprecher- und Verstärkersysteme lassen sich nur über den Umweg mit Connect einbinden.
– Die Connect bietet für 350EUR zu wenig Schnittstellen und Funktionalität. Defakto bekommt man nur die Möglichkeit eine Stereoquelle (analog oder digital) und einen Ausgang (Stereo, nur analog) hinzuzufügen. Schnell benötigt man also ein Mischpult, Verstärker oder weitere Connect um zwischen verschiedenen Quellen zu wechseln (oder auch Plattenspieler zu unterstützen).
Auch ist nicht zu verstehen, warum die Connect nicht 5:1 statt Stereo unterstützt.
Immerhin gibt es ein von Sonos eine Ideenseite, wo Anregungen diskutiert werden:
https://ask.sonos.com/sonos/ideas/popular
Hallo zusammen,
ich habe in meinem Kommentar weiter oben ja zu meinem Sonos-Testbericht verlinkt und habe dazu eine Ergänzung: Man kann mittlerweile auch den Musikdienst WiMP über Sonos abspielen. Das ist für alle, die auf sehr gute Klangqualität Wert legen interessant. Der gesamte Katalog (also die üblichen > 20 Millionen Songs) wird in verlustfrei in CD-Qualität gestreamt. Ich teste das gerade einen Monat lang und es funktioniert einwandfrei.
Viele Grüße
Christof
Weil Sonos halt kein Heimkino-System ist ‚sondern Musik abspielen soll in Stereo ‚weil 5.1 Musik ist noch nicht sehr verbreitet. Sonos Connect ist zum anschluß an einen Verstärker oder Receiver.…
Hallo Herr Cloer,
es tut mir leid, aber Sonos greift auf JEDE Cloud zu. Da empfehle ich doch mal einen Computerkurs.
Im übrigen kann ich nur sagen ich kenn‘ momentan (man weiß ja nie!) kein besseres System um irgendwie geartete Töne wieder zu geben.
Ich zitiere mal einen Freund, der bei Bose arbeitet: „Scheiße, ich hab den falschen Arbeitgeber!“
Wenn Ihnen das zu Basslastig ist, was die Play:3 von sich gibt dann versuchen Sie doch mal einen Sub und diverse Play:1.
Bei mir laufen im, und ums Haus herum, jede Menge Play:1 und ich (und auch alle die das hören) sind rundum begeistert, auch bei höheren Lautstärken.
Alternativ habe ich mich auch mit B&O und Raumfeld befasst. Die können da nicht mithalten. Deren Ingenieure träumen von solchen Ergebnissen wie sie bei Sonos möglich sind.
Es ist wie überall, wenn’s was neues gibt: man muss sich damit einfach mal bis aufs äußerste mit der Technik befassen.
Gruß
Nickon
Wie meinen, Sonos greift auf JEDE Cloud zu? Was iTunes Match angeht, steht alles Wissenswerte hier: „Zu diesem Zeitpunkt ist die Verwendung von iTunes Match auf Apple-Geräte beschränkt, sodass es ohne ein solches nicht möglich ist, iTunes Match mit Sonos zu verwenden.“
Das es nix Besseres gibt am Markt – das weiß ich auch.
Ich sach ma, Denon Heos. Wer den HEOS7 schon mal gehört hat, will nix anderes mehr…