Eins weiß ich jetzt schon: Mit diesem Blogpost werde ich vermutlich bei einigen von Euch mächtig in die sprichwörtlichen Nesseln setzen. Ich schreibe ihn trotzdem. Es geht um Apple, Microsoft, deren jeweilige Betriebssysteme (Desktop und mobil) und deren UI.
Apple und Microsoft haben im Jahr 2001 ziemlich zeitgleich neue Desktop-Betriebssysteme auf den Markt gebracht – Windows XP und Mac OS X 10.0, Codename „Cheetah“. Die sahen so aus:
Danach folgten bei Microsoft Windows Vista und bei Apple allerlei Punktrelease-Raubkatzen. Heute, im Juni 2011 haben wir als aktuelle Versionen Windows 7 und Mac OS X 10.6 „Snow Leopard“. Die sehen so aus:
Bei Windows hat sich von XP bis 7 eine offensichtliche Menge getan. Anders bei Mac OS X. Das sieht – bis auf neue astronomische Standard-Hintergrundbilder, die mir noch nie gefallen haben – in den meisten Bereichen noch immer verdammt aus wie vor zehn Jahren. Während die Mac-Hardware unter Jonny Ive in puncto Design im Laufe der vergangenen Dekade enorme Fortschritte gemacht hat und aus meiner Sicht kaum zu übertreffen ist, wirkt die Software zunehmend altbackener auf mich.
Im kommenden Monat legt Apple dann ja aber schon sein nächstes Release Mac OS X 10.7 „Lion“ nach. Allerdings sieht auch dieses optisch wieder kaum anders aus als seine Vorgänger:
Apple übernimmt zwar bei der Lion-UX allerlei Paradigmen aus seinem mobilen System iOS, ändert aber am Erscheinungsbild von Mac OS X wieder nur wenig. Apropos iOS: Auch beim mobilen System hat sich optisch seit dem ersten iPhone aus dem Jahr 2007 kaum etwas getan. Mir persönlich fällt das bei den Bildschirmen im Bereich Einstellungen besonders stark auf. Die finde ich beim iPad gerade noch erträglich,
beim iPhone hingegen schon nicht mehr. Nadelstreifen, überall abgerundete Ecken, „eingravierte“ Schriften – bäh.
Auf dem iPhone werden mir auch die Homescreens immer unsympathischer. Alles viel zu eng, viel zu vollgepackt. Schuld ist Windows Phone, mit dem ich seit kurzem primär arbeite. Dessen luftiges, im Vergleich zum iPhone minimalistisches und typographielastiges „Metro“-Design wirkt so unglaublich viel moderner als das des iOS…
Auch im Vergleich zum heute vorgestellten Nokia N9 mit Meego-Betriebssystem (auch wenn das in Espoo zugunsten von WP7 aufs Abstellgleis der Geschichte läuft) wirkt iOS nachgerade antiquiert.
Apple hat zwar Hunderttausende Apps da draußen im App Store, aber die genau sind jetzt auch das Problem: Ein so komplettes Redesign, wie Microsoft es von Windows Mobile zu WP7 unternommen hat (und unternehmen musste), wäre wohl derzeit schwerlich machbar, weil dann die ganzen Developer ans Werk müssten, um ihre Apps an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
Microsoft wagt einen ähnlich gewaltigen Schritt trotzdem aber wohl auch auf dem Desktop mit Windows 8, das dann (irgendwann 2012 vermutlich) auch endlich für Tablets taugen soll. Und zumindest auf der „Schreibtischebene“ ebenfalls im Metro-Design und damit vollkommen anders daherkommt als bisher.
Spätestens dann sehen Mac OS X und iOS aber so was von alt aus. Vorausgesetzt, Apple macht bis dahin nicht doch auch noch alles neu…
6 Kommentare
Ich vermute stark das die kommende Version, Lion, vorerst die letzte sein wird. Anschließend wird es einen großen Sprung geben. Dennoch finde ich MacOs effizienter in der Bedienung als MS 7.