Moleskine war einmal. Ihr dürft mir glauben: Das hier ist das ultimative Gadget für einen Journalisten von heute. Der Pulse Smartpen von Livescribe nimmt Interviews, Podiumsdiskussionen und sonstige Gespräche auf und verknüpft die Aufnahme mit handschriftlichen Notizen, die man währenddessen anfertigt. Dank unsichtbarer Zeitstempel tippt man später auf eine beliebige Stelle der Mitschrift und hört sofort, was just in diesem Augenblick gesprochen wurde.
Die Technik dafür hat die schwedische Firma Anoto eigentlich schon vor etlichen Jahren ersonnen. Aber erst jetzt ist auch die Hardware so weit, dass man damit sinnvoll arbeiten kann. Die Software, die im Pulse Smartpen läuft, ist übrigens in Java geschrieben.
Der Stift sieht auf den ersten Blick aus wie ein etwas zu dick geratener Füllfederhalter. Er ist gerade noch so handlich, dass man ihn wie ein normales Schreibgerät handhaben kann. Das Menü des Kleinstcomputers wird auf einem OLED-Display angezeigt, der Akku des Smartpens wird über USB geladen. Das mitgelieferte Reise-Dock dient gleichzeitig dazu, die Audio-Dateien in die Livescribe-Desktop-Software zu übertragen, die für Windows und Mac OS X erhältlich ist und allerlei Bearbeitungs- und Sharing-Funktionen bietet. Wer möchte, kann auch Zeichnungen mit dem Pulse Smartpen digitalisieren oder die Notizen über OCR-Programme von Drittanbietern in computerverwertbaren Text umwandeln.
In Deutschland hat dankenswerterweise die Handelskette Gravis den Pulse Smartpen ins Programm genommen. Sie verkauft das Modell mit 2 Gigabyte Speicher für €150 und die 4‑GB-Variante (nimmt bis zu 400 Stunden Audio auf) für €200. In den USA gibt es darüber hinaus noch ein schwarzes Pro-Modell mit luxuriöserem Zubehör.
Ein kleines Caveat emptor will ich allerdings nicht verschweigen: Ein klein wenig leidet der Pulse Smartpen unter dem Gilette-Prinzip. Weil er nämlich auf ein spezielles Papier angewiesen ist, das man entsprechend nachkaufen muss. Mit einem hochauflösenden Drucker kann man es allerdings auch selbst anfertigen (angesichts der Kartuschenpreise macht man damit aber zumindest bei einem Tintenstrahler vermutlich kaum einen Schnitt).
Disclaimer: Ich bin weder mit LiveScribe noch mit Gravis verwandt oder verschwägert. Ich hatte keinerlei Kontakt zum Hersteller oder dessen PR-Agentur, sondern habe den Pulse zuerst auf der IFA bei einem geschätzten Kollegen gesehen und mir dann Anfang dieses Jahres das 4‑GB-Modell bei Gravis gekauft. Ohne Presserabatt und aus eigener Tasche bezahlt.
2 Kommentare
Wie werden denn die Notizen digitalisiert, gibt es eine Schrifterkennung?
In dem Stift ist eine Kamera, die das beschriebene Blatt zunächst mal in toto als Grafik erfasst. Das sieht dann in der Desktop-Software so aus.
Mir reichen die Timestamps in den handschriftlichen Notizen, um an die jeweilige Stelle im Audiofile zu springen.
Wenn Du mehr willst, gibt es mit MyScript auch eine mit LiveScribe Desktop integrierte OCR-Software. Kostet $30, gab es bei Gravis bis Ende 2009 als kostenlose Dreingabe.
Am besten schaust Du Dir die ganzen Tutorials auf http://www.livescribe.com mal an – darin ist eigentlich alles zu sehen, was man wissen muss. Oder komm bei mir vorbei und probier den Pulse aus.