Er traute seinen Augen nicht.
War es tatsächlich möglich, dass dies das Leben so vieler Menschen bestimmte? Dieser – Mist war eine zu schwache Bezeichnung. Er fand keinen Ausdruck, der niedrig genug war. Er konnte sich nicht damit abfinden, dass etwas Derartiges in die menschliche Sphäre eingedrungen war.
Und er hatte geglaubt, recht abgestumpft zu sein. Auf festem Grund und Boden.
Es war einfach sagenhaft, was da vierundzwanzig Stunden lang ins Bewusstsein der Menschen geflimmert wurde. Konstant verdummende Werbung mit kurzen Unterbrechungen für noch mehr verdummende Programme. Soaps, Dokusoaps, Spiel- und Quizprogramme, Sexsofas mit Pseudopromis, sogenannte Dokumentationen bar jeder Recherche, immer dürftigere Sportproduktionen. Sogenannte Formate, die wahllos für Fantasiesummen aus allen Ländern gekauft wurden. Die Werbung erschien plötzlich als ein versöhnlicher Zug des Mediums.
Wie kam es, dass die gesamte westliche Welt in nur wenigen Jahren jedes grundlegende Gefühl für Qualität verloren hatte?
Plötzlich war ihm klar – wie in einer religiösen Offenbarung –, dass die Geschichte diese Epoche als verloren einstufen würde. Eine tote Zeit. In der Generation auf Generation mental eingeschläfert wurde – mit Billigung der Regierungen. In der Kinder nie die Chance bekamen, erwachsen zu werden, und Erwachsene zu Kindern degradiert wurden – allerdings zu Kindern ohne jede Kreativität oder Intelligenz. Ohne all das, was Kindheit eigentlich bedeutet.
[…]
Dass das ganze Land mit Schund gefüttert wurde. Als ob es Nahrung wäre.
Ein paar Zeilen aus „Ungeschoren“ – Piper, ISBN 978–3‑492–25309‑3 – von Arne Dahl (Jan Arnald, der auch für die Schwedische Akademie arbeitet), das ich gestern im Zug angefangen habe. Womit einmal mehr bewiesen wäre, dass „Kriminalroman“ als Gattung oft nur bedingt taugt. Vor allem bei den Autoren aus Skandinavien. Ich oute mich hiermit als großer Fan von Dahl, Åke Edwardson und last, but not least Jan Guillou. Um nur die liebsten drei zu nennen.