Und ich stehe dazu. Auch wenn Nespresso-Bashing aktuell mal wieder schwer en vogue zu sein scheint, unter anderem macht die Polemik „Müll hat einen Namen“ des Kabarettisten Philipp Weber gerade überall im Social Web die Runde. Ich bekenne hiermit öffentlich, dass ich trotzdem Nespresso trinke. Für meinen Single-Haushalt ist das Zeug bequem und schlicht der beste Kompromiss aus „Kaffeekultur“ und Aufwand. Der Kapselkaffee schmeckt mir um Längen besser als die Filterbrühe, die ich mir eh schon tagsüber im Büro reintun muss. Meine Maestria-Maschine finde ich ebenso schön wie praktisch.
Ich weiß sehr wohl, dass man mit einer Siebträgermaschine plus Mühle noch deutlich besseren Kaffee produzieren kann. Ich hatte früher selbst eine Gaggia. Die habe ich Freunden geschenkt, die sich darüber sehr gefreut haben. Mir wurde das Ganze einfach zu aufwendig mit der Zeit. Lange vorheizen, mahlen, stopfen, Sieb ausklopfen, Sieb ausspülen für ein Tässchen Espresso. Der Jura-Vollautomat, den meine Eltern zuhause rumstehen haben, ist für mich auch keine Alternative. Das Ding will ständig spülen, Trester leeren, Bohnen nachfüllen oder irgendwelche Filter austauschen. Nerv.
Dass Nespresso in vielerlei Hinsicht bedenklich ist, ist mir durchaus bewusst. Kompromiss wie gesagt. Ich rasiere mich ja auch mit einem Systemrasierer und ich habe einen HP-Drucker. Dass ich den ganzen lächerlichen Pseudokult in den Nestlé-Boutiquen und Clooneys Werbegage mitbezahle, ist klar. Ich habe aber auch mein Konto bei einer Bank, deren Berater und Filialen ich mit mitbezahle. Und mein Internet und Mobiltelefon bei der Telekom. Und als Großstadtbewohner ein (wenn auch kleineres) Auto. Und und und. In vielen Punkten mangelt es mir an der Konsequenz, die ich haben könnte und sollte. Ich bin zu oft faul, bequem und mir selbst der Nächste.
Sehr konsequent sammle ich allerdings meine verbrauchten Nespresso-Kapseln. Dafür haben sie in der Münchner Boutique sogar besonders stabile Tüten aus vollständig recyclebarem Kunststoff, wenn man danach fragt. Und ich entsorge meine Kapseln direkt in der Boutique; ein Schacht dafür findet sich rechts neben dem rechten Eingang, was dem Herrn Weber offenbar vollständig entgangen ist in seiner Rage.
Und ich mache mir jetzt einen leckeren Kazaar, ich Opfer.