Das hier ist beziehungsweise war mein letzter Eintrag bei Facebook. Ich habe ihn kurz nach Ende der f8-Keynote von Mark Zuckerberg geschrieben. Die darin angekündigte Weiterentwicklung von Facebook geht mir komplett gegen den Strich. Ich möchte keine Timeline meines Privatlebens, die von unzähligen Open-Graph-Apps automatisch befüllt wird und in der Facebook dann nach Lust und Laune Data Mining für seine Werbekunden betreiben kann.
Ich habe ohnehin Facebook nie als zentrale Anlaufstelle meines Netzlebens betrachtet, sondern meine digitalen Aktivitäten über viele Kanäle verteilt. Unter anderem deswegen, weil Facebook ein „Walled Garden“ ist und ich der „One-Web“-Idee von Web-Erfinder Tim Berners-Lee anhänge.
Natürlich wollen auch andere Dienste, die ich nutze, meine Daten. Vor allem die, die nichts kosten. Die einfache Regel dafür lautet: Wenn ein Produkt kostenlos ist, dann bist Du, Nutzer, das Produkt. Außerdem gab und gibt bei Facebook viele Dinge, die ich nützlich (etwa Single Sign-On via OAuth 2.0 und ja, auch Geburtstagserinnerungen) oder spaßig fand (zum Beispiel die Pokes von Tomas und Ann-Catrin) und die ich vermissen werde. In letzter Zeit hatten sich bei mir außerdem via Facebook einige Menschen aus grauer Vor-Internet-Zeit gemeldet – diesen Weg, alte Bekanntschaften digital wieder aufzufrischen, schneide ich mir nun ab. Aber es gibt wahrlich genug andere Möglichkeiten, mich im Netz zu finden.
Mein Bauchgefühl sagt mir jedenfalls laut und deutlich, dass sich Facebook immer weiter in eine Richtung bewegt, in die ich nicht mitgehen möchte. Und das geht auch anderen so. Ich habe deswegen die Löschung meines Kontos beantragt (FB-Link). Das mag manch einer übertrieben finden; ich für meinen Teil mag keine halben Sachen.
Nachtrag vom 10. Oktober: Auf verschlungenen Wegen ist mein Austritt auch zur „tageszeitung“ in Berlin durchgedrungen, die mich dann für den „Streit der Woche“ in der gestrigen „sonntaz“ (auf Papier nachzulesen auf Seite 18 zwischen unter anderem Miriam Meckel und Ilse Aigner) um ein kurzes Statement gebeten hat. Das ich dann schnell noch runtergetippt habe vor meinem Flug zur Oracle OpenWorld:
Nachtrag vom Mai 2013: Ich bin ja so ein Weichei. Aber ich tendiere glaube ich zum trying to change the system from within…
3 Kommentare
Mutiger Schritt. Mutig irgendwie, da es ja doch ein Teil der Freunde auf Facebook gibt, die man dort um sich versammelt hat und mit denen man sich nun der Kontaktmöglichkeiten beraubt – denn die sind zwar alle auch in anderen Social Media online, aber kriegt man dann alle wieder in ein Netzwerk? So muss man nun über diverse Kanäle das gleiche kommunizieren. Ein großer Aufwand, der viele dazu bewegt, doch bei Facebook zu bleiben – unter anderem auch mich. Leider.
Mir ist die Entscheidung auch wirklich nicht leicht gefallen. Zum Beispiel auch deswegen, weil mein „neues Zuhause“ Google+ bislang überhaupt keine Optionen bei der Planung von Veranstaltungen bietet. Auch wenn das sicher schon in Arbeit ist.
Ich kann aber sagen, dass ich den Ausstieg bislang nicht bereut habe. Auch wenn ich bestimmt einiges verpasst habe und verpasse bei Facebook.
Alle in einem Netzwerk will und brauche ich gar nicht. Dafür sind die Menschen um mich herum eh viel zu unterschiedlich 😉