Ich bin seit einiger Zeit dabei, viele CDs aus meiner Sammlung noch einmal ganz neu zu entdecken. Wie ist das möglich, fragt Ihr? Das vergangene Corona-Jahr habe ich unter anderem dazu genutzt, um meiner „Stereoanlage“ ein kleines, aber feines Upgrade zu spendieren. Vorab möchte ich anmerken, dass ich erstens in der großen Stadt und zweitens zur Miete in einer Wohnung mit Dielenboden wohne. Das schränkt High-End-Ambitionen von vornherein gehörig ein. Davon abgesehen bin ich auch weder willens noch in der Lage, fünf- oder sechsstellige Summen für Hi-Fi-Gerätschaften auszugeben.
Meine Musik spiele ich über den CD-Player Apollo und den Verstärker Brio ab. Das sind zwei Geräte im Midi-Format vom britischen Hersteller Rega, der den meisten eher wegen seiner Plattenspieler bekannt sein dürfte. Der Apollo ist leider eine kleine Diva und skippt gern mal ein bisschen rum direkt nach dem Einschalten. Manchmal habe ich das Gefühl, er muss erst ein Weilchen auf Betriebstemperatur kommen. Der Brio hat, typisch britisch-minimalistisch, keinerlei Klangregelung – ich habe sie auch noch nie vermisst. Beide spielen einfach traumhaft zusammen. Verbunden sind sie bombenfest über EFF-ISL-Kabel von Supra aus Schweden (das zunächst erwogene Couple 3 von Rega scheint leider eher ein überteuertes Stück Mikrofonkabel zu sein).
Kabel sind ja sowieso ein spannendes Thema, wenn es um Hi-Fi geht. Wo analoge Signale passiv übertragen werden, spielt die Qualität durchaus eine nicht ganz unwichtige Rolle. Ab einem bestimmten Niveau wird das Ganze aber reichlich esoterisch. Gleichzeitig läuft man in die klassische Problematik hinein, dass man sich die vorgeblich richtig guten Sachen eh erst leisten kann, wenn man so alt ist, dass die eigenen Ohren die theoretisch mögliche Klangverbesserung gar nicht mehr wahrnehmen können … Ich hoffe jedenfalls, dass ich mit meinen Interconnect- und Lautsprecherkabeln einen vernünftigen „Sweet Spot“ bei Preis und Leistung getroffen habe.
Vom Brio zu den Lautsprechern verlaufen Signature-Revelation-Kabel vom britischen Spezialisten QED. Die hatte ich übrigens über einen (seriösen!) polnischen Online-Händler auf Ebay für etwa ein Viertel weniger bekommen als bei jedem deutschen Marktbegleiter. Da der Handel gerade bei Kabeln noch wirklich fette Margen hat, lohnt sich etwas Recherche im Netz vor dem Kauf also auf jeden Fall.
Eine Erleuchtung für die Ohren
Apropos Lautsprecher: Den definitiv deutlichsten Klangsprung hat mein Sound System da gemacht, wo die Klänge letztendlich herauskommen. Nach langen Jahren Nubert nuLine 30 und einem kurzen Intermezzo mit Phonars Veritas M4 Next genieße ich nun ein traumhaftes Paar Classic 3 von der Lautsprecher-Manufaktur Audio Physic aus Brilon im Sauerland. Die Classic 3 sind glaube ich das Kleinste, was Audio Physic derzeit überhaupt baut. Die Qualität ist aber auch hier schon ganz groß. Darauf gebracht hatte mich Johnny „Spreeblick“ Haeusler. Beim Lesen seines Textes habe ich mich erinnert, dass ich auch jemanden kenne bei Audio Physic. Nach einigem DM-Hin-und-her bei Twitter machte sich dann ein Paar „Regallautsprecher“ von Brilon auf den Weg nach München.
Die Classic 3 stehen bei mir allerdings nicht im Regal, sondern thronen standesgemäß auf SS‑6 von Solidsteel aus Italien, entkoppelt mit Kugellagerkugeln, Spikes und Pucks. Auf die Ständer musste ich tatsächlich relativ lange warten. Corona, Stahl knapp, was weiß ich. Irgendwann Mitte Januar konnte ich sie jedenfalls zusammenbauen und damit mein aktuelles Setup komplettieren.
Doch zurück zur Audio Physic Classic 3: Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass gegenüber meinen bisherigen Lautsprechern ein derartiger Qualitätssprung denkbar wäre, ohne auf Standlautsprecher zu wechseln. Schon beim ersten Anschließen, als die Boxen noch gar nicht eingespielt waren, zeigte sich ein frappierender Unterschied (wobei die Veritas wahrlich schon sehr ordentlich waren). Einfach unglaublich, wie viel transparenter und detailreicher die Audio-Physic-Lautsprecher zu Werke gehen. Ich höre auf vielen Aufnahmen wirklich ganz neue Dinge, die ich vorher nicht wahrgenommen habe. Und zwar schon bei moderater Mietwohnungslautstärke. Hätte ich mir nie träumen lassen.
Ob die Step 35 oder gar die Spark nochmals einen ähnlichen Sprung bedeuten würden? Wer weiß, vielleicht finde ich das ja eines Tages noch heraus. Wäre aber vermutlich angesichts der anfangs angesprochenen Einschränkungen nicht wirklich angemessen. Die ganze aktuelle Kombination ist jetzt eine richtig runde Sache und macht mich glücklich. Ich habe wirklich schon lange nicht mehr so viel Musik gehört wie zuletzt.
PS: Falls sich jemand wundert – Vinyl nicht mehr (und auch nicht wieder), Streaming noch nicht (bzw. nur als Nebensache).
2 Kommentare
Dieses CD-Regal habe ich auch…
Zur Anlage selbst: Meine Hifizeiten sind schon lange vorbei und mein Altar der Eitelkeit ist nur noch eine Erinnerung an alte Tage. Wichtig ist, dass man Spaß am Hören und der Musik hat. Über etliche Jahre habe ich mich ‚hochgearbeitet‘ mit meinem Hobby, bis ich für mich keinen Sinn mehr sah etwas zu verändern und in meinem Rahmen konnte ich mich auch nicht mehr verbessern. Rückblickend beneide ich jeden, der mit einem guten Niveau zufrieden ist. Über Jahrzehnte hatte ich alle relevanten Hifizeitschriften abboniert: Das war auch eine schöne Zeit. Nun bin ich froh, dass ich quasi meinen Frieden gefunden habe. Streaming ist aktuell eine Herausforderung, die ich nur am PC betreibe (via gutem DAC und Löwe/Linn-AktivLS), aber vielleicht will ich das noch integrieren…Anhand der Komponenten glaube ich sofort, dass die oben beschriebene Anlage rund und gut klingt: Glückwunsch! Mehr braucht eigentlich kein Mensch im normalen Zimmer und alles andere ist dann Geschmackssache.