Erklärtes Ziel von Amazon ist es, „das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein“. Mit der Umsetzung hapert es aber hier und da noch.
Jack DeJohnette, Larry Grenadier, John Medeski und John Scofield sind Hudson. Falls Euch die Namen nichts sagen: Alles Jazzer allererster Güte, die sich gerade zu einer neuen „Supergroup“ zusammengefunden haben. Nachdem ich noch dazu einige mehr oder weniger überschwängliche Kritiken zu dem Album gelesen hatte, wollte ich unbedingt meine Sammlung um die CD erweitern. Zu meiner mittelgroßen Verwunderung war Hudson am Samstag nach dem Erscheinungstag 9. Juni 2017 aber bei meinen üblichen Anlaufstellen in München (Beck, Saturn Neuhauser Straße, Müller im Tal) nirgends zu sehen und sogar nicht einmal im Computer gelistet oder vorangekündigt.
Trotz meines Bemühens, möglichst lokal und stationär einzukaufen, bin ich auch seit vielen Jahren ein guter Kunde von Amazon. Prime sogar. Amazon.de hatte das Hudson-Album am 10. Juni auf seiner Webseite als lieferbar gelistet und ich habe die Scheibe dann dort bestellt, nachdem ich sie im Laden nirgends bekommen konnte. Um das folgende Wochenende herum hatte ich zwei Tage Urlaub genommen, weil ich für eine Hochzeit von Freunden nach Hamburg gereist bin. Am 16. Juni hatte ich von Amazon.de die Versandbestätigung im Postfach und am 19. Juni konnte ich bei der Sendungsverfolgung die Zustellung an meine Büroadresse sehen.
Voller Vorfreude fuhr ich am Dienstag in die Firma. Dort lag auf dem Pakettisch allerdings nirgends ein brauner Umschlag mit meinem Namen drauf. Und weil von nämlichem Tisch noch nie irgendwas für mich weggekommen ist, habe ich dann den Kundendienst von Amazon um Rückruf gebeten und den Fall geschildert: Lieferung angeblich zugestellt (vom hauseigenen Service Amazon Logistics), aber nicht auffindbar. Der freundliche Herr am Telefon sagte mir, dass er intern einen Nachforschungsprozess anstoßen werde und um ein paar Tage Geduld bitte. Das wurde mir noch umgehend per E‑Mail bestätigt. Tags darauf erhielt ich eine Folge-E-Mail von einer anderen Kollegin im Kundendienst, die mir eine Bearbeitungszeit bis 26. Juni in Aussicht stellte. Falls ich nicht bis zum 27. Juni etwas gehört hätte, solle ich mich wieder rühren.
Auf diese Mail habe ich noch kurz geantwortet mit einer kurzen Klarstellung. Darauf erhielt ich dann bereits eine offensichtlich aus Textbausteinen zusammengeklickte Antwort, die mit einem indischen Namen komplett in Kleinbuchstaben unterschrieben war. Noch nicht weiter tragisch, und Business Process Outsourcing ist ja auch nichts Unübliches bei einem Global Player.
Am 28. Juni habe ich mich dann, nachdem ich von Amazon nichts mehr gehört hatte in meiner Angelegenheit, erneut per E‑Mail nach dem Stand der Dinge erkundigt. Als Antwort erhielt ich von einem nachnamenlosen „Gourav“ die Ankündigung, man habe mir das Geld für meine Hudson-Bestellung rückerstattet.
Damit war ich allerdings überhaupt nicht zufrieden, denn ich wollte ja gern die CD haben und nicht mein Geld zurück. Die Detailseite von der Hudson-CD hatte sich bei Amazon mittlerweile dahingehend verändert, dass das Album überhaupt erst am 18. August 2017 veröffentlicht würde. Ich habe davon einen Screenshot gemacht und damit auf die Mail von Gourav geantwortet, was genau jetzt bei meiner Bestellung schief gelaufen sei und wie mir denn Amazon Logistics am 19. Juni eine CD habe liefern können, die überhaupt erst im August erscheint. Als Antwort erhielt ich eine weitere Textbaustein-Mail mit der Aussage, man habe sich nochmals mit dem Logistikzentrum in Verbindung gesetzt und werde sich rühren, sobald es Neues gebe. Unterschrieben von einer weiteren indischen Customer-Service-Dame.
Tags darauf bekam ich dann eine weitere E‑Mail von einer wieder anderen Amazon-Mitarbeiterin irgendwo in Indien, die Euch nicht vorenthalten möchte:
Eine unverständliche „Erklärung“ plus eine Reihe unverschämter bis sinnloser Lösungsvorschläge. Wohlgemerkt: Das Geld für die ursprüngliche Bestellung hatte mir Amazon längst erstattet. Auf meine neuerliche Nachfrage, die zugegeben nicht mehr ganz so freundlich und höflich ausgefallen ist wie die vorherigen, hat Amazon übrigens bis heute mit keiner Silbe mehr geantwortet.
Endlich! pic.twitter.com/aPg6B6Y5uy
— Thomas Cloer 🇪🇺 (@teezeh) 1. Juli 2017
Ich habe mir die Hudson-CD mittlerweile bei Amazon in Großbritannien bestellt. Da ist sie nämlich lieferbar und kam innerhalb von zwei Tagen. Auf der deutschen Amazon-Webseite steht heute noch Erscheinungsdatum 18. August.
Falls Ihr vorher schon mal reinhören wollt, empfehle ich Spotify: