Warum soll eine Uhr denn bitte auch noch smart sein?

Motorola Moto 360 mit Android Wear
Foto: Motorola

Es mag sein, dass Google im Moment die bes­ten Karten für eine „Killer Smartwatch“ hat – Apple lässt sich ja bis­lang nicht in sei­ne schau­en. Und Motorola ist offen­bar mäch­tig stolz dar­auf, dass sei­ne Moto 360 aus­sieht wie eine rich­ti­ge Uhr und sich auch so anfühlt wie eine rich­ti­ge Uhr.

Aber Android Wear macht ja wei­ter nichts, als ein biss­chen Google Now und App-Notifications vom Android-Smartphone auf einen klei­nen run­den Bildschirm zu brin­gen. Damit ich „Ok Google“ in mein Handgelenk spre­chen kann statt in mein Smartphone. Und mir andau­ernd kon­text­re­le­van­te Informationen ein­ge­blen­det wer­den, wo ich frü­her nach der Uhrzeit geschaut habe. Noch mehr Ablenkungen vom Wesentlichen – es sei denn, man hält die­se dau­ern­den kon­text­re­le­van­ten Informationen für das Wesentliche.

Liebe Leute, frü­her saßet Ihr in der U‑Bahn und im Restaurant, habt Euch zumin­dest ab und zu ange­schaut, mit­ein­an­der gespro­chen oder ein biss­chen geflir­tet. Heute starrt Ihr (und mich selbst kann ich da lei­der auch nur teil­wei­se aus­neh­men) andau­ernd auf einen klei­nen Bildschirm, auf dem das Leben der Anderen an Euch vorüberscrollt.

Ich glau­be, es wird höchs­te Zeit, dass das Pendel wie­der zurück­schwingt, weg von die­ser Allgegenwart des Digitalen und zurück zu einem biss­chen mehr ana­lo­gem Zwischenmenscheln. Das mit dem Analogen gilt auch für Uhren – es gibt doch kaum etwas Faszinierenderes als ein rich­ti­ges Uhrwerk (und damit mei­ne ich kei­nen Elektromotor), das ruhig auch ein klei­nes biss­chen vor- oder nach­ge­hen darf, wen­n’s nach mir geht. Ich will über­haupt nicht die abso­lu­te Präzision einer Funkuhr. Und eine Uhr muss Zeiger haben, es hat schließ­lich eine ästhe­ti­sche Dimension, wenn eine Stunde oder ein Tag eine run­de Sache ist.

Nomos Manufakturkaliber Alpha
Foto: Nomos Glashütte

Ich will jeden­falls kei­ne Smartwatch, die man stän­dig auf­la­den muss. Ich will kei­nen ver­län­ger­ten Smartphone-Bildschirm am Handgelenk. Ich will kei­nen Patientenmonitor, solan­ge ich noch kei­nen brau­che, und ich will auch mein Selbst nicht quantifizieren.

Meine Uhr hat Zeiger, eine klei­ne Sekunde und ein mecha­ni­sches Werk mit Handaufzug. Mehr brau­che ich nicht und mehr will ich auch nicht. Auch wenn man ja bekannt­lich nie­mals nie sagen soll.

P.S: Volker scheint mir unab­hän­gig zu ähn­li­chen Schlüssen gekom­men zu sein.

4 Kommentare

Moritz Jaeger 24. März 2014 Antworten

Ich fin­de digi­ta­le Uhren einen Rückschritt. Ich will nicht auf einen Bildschirm schau­en müs­sen, der Bildschirm soll sich über mein Blickfeld legen. Und zwar idea­ler­wei­se nicht nur als Google Glass, son­dern als Voll-AR-System, das mir im gesam­ten Blickbereich vir­tu­el­le Objekte und Komponenten anzeigt. 

Noch ne Uhr brauch ich nicht, das ging die letz­ten 15 Jahre auch ohne. 

teezeh 24. März 2014 Antworten

Die nor­ma­le Realität reicht mir voll und ganz, brau­che ich nicht noch ein A dazu. 

Andreas Perband 24. März 2014 Antworten

Analog und mecha­nisch ist zumin­dest auch nach­hal­ti­ger, kann man immer wie­der reparieren 🙂

Gunnar Jäckel 25. März 2014 Antworten

Danke für die Langversion der Antwort auf mei­ne Frage. Die habe ich aus den­sel­ben Überlegungen her­aus gestellt. Ich lie­be mei­ne ana­lo­ge Uhr, die dank Automatikaufzug qua­si unbe­grenz­te Laufzeit hat. Und sie zeigt alle Informationen, die ich von einer Uhr benö­ti­ge, und sogar ein biss­chen mehr: Uhrzeit und Datum.

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