Es mag sein, dass Google im Moment die besten Karten für eine „Killer Smartwatch“ hat – Apple lässt sich ja bislang nicht in seine schauen. Und Motorola ist offenbar mächtig stolz darauf, dass seine Moto 360 aussieht wie eine richtige Uhr und sich auch so anfühlt wie eine richtige Uhr.
Aber Android Wear macht ja weiter nichts, als ein bisschen Google Now und App-Notifications vom Android-Smartphone auf einen kleinen runden Bildschirm zu bringen. Damit ich „Ok Google“ in mein Handgelenk sprechen kann statt in mein Smartphone. Und mir andauernd kontextrelevante Informationen eingeblendet werden, wo ich früher nach der Uhrzeit geschaut habe. Noch mehr Ablenkungen vom Wesentlichen – es sei denn, man hält diese dauernden kontextrelevanten Informationen für das Wesentliche.
Liebe Leute, früher saßet Ihr in der U‑Bahn und im Restaurant, habt Euch zumindest ab und zu angeschaut, miteinander gesprochen oder ein bisschen geflirtet. Heute starrt Ihr (und mich selbst kann ich da leider auch nur teilweise ausnehmen) andauernd auf einen kleinen Bildschirm, auf dem das Leben der Anderen an Euch vorüberscrollt.
Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass das Pendel wieder zurückschwingt, weg von dieser Allgegenwart des Digitalen und zurück zu einem bisschen mehr analogem Zwischenmenscheln. Das mit dem Analogen gilt auch für Uhren – es gibt doch kaum etwas Faszinierenderes als ein richtiges Uhrwerk (und damit meine ich keinen Elektromotor), das ruhig auch ein kleines bisschen vor- oder nachgehen darf, wenn’s nach mir geht. Ich will überhaupt nicht die absolute Präzision einer Funkuhr. Und eine Uhr muss Zeiger haben, es hat schließlich eine ästhetische Dimension, wenn eine Stunde oder ein Tag eine runde Sache ist.
Ich will jedenfalls keine Smartwatch, die man ständig aufladen muss. Ich will keinen verlängerten Smartphone-Bildschirm am Handgelenk. Ich will keinen Patientenmonitor, solange ich noch keinen brauche, und ich will auch mein Selbst nicht quantifizieren.
Meine Uhr hat Zeiger, eine kleine Sekunde und ein mechanisches Werk mit Handaufzug. Mehr brauche ich nicht und mehr will ich auch nicht. Auch wenn man ja bekanntlich niemals nie sagen soll.
P.S: Volker scheint mir unabhängig zu ähnlichen Schlüssen gekommen zu sein.
4 Kommentare
Ich finde digitale Uhren einen Rückschritt. Ich will nicht auf einen Bildschirm schauen müssen, der Bildschirm soll sich über mein Blickfeld legen. Und zwar idealerweise nicht nur als Google Glass, sondern als Voll-AR-System, das mir im gesamten Blickbereich virtuelle Objekte und Komponenten anzeigt.
Noch ne Uhr brauch ich nicht, das ging die letzten 15 Jahre auch ohne.
Die normale Realität reicht mir voll und ganz, brauche ich nicht noch ein A dazu.
Analog und mechanisch ist zumindest auch nachhaltiger, kann man immer wieder reparieren 🙂
Danke für die Langversion der Antwort auf meine Frage. Die habe ich aus denselben Überlegungen heraus gestellt. Ich liebe meine analoge Uhr, die dank Automatikaufzug quasi unbegrenzte Laufzeit hat. Und sie zeigt alle Informationen, die ich von einer Uhr benötige, und sogar ein bisschen mehr: Uhrzeit und Datum.