Volker weiß nicht genau, warum ich zwei Twitter-Accounts habe. Und um ganz ehrlich zu sein: Manchmal weiß ich das auch nicht. Ist irgendwie „historisch gewachsen“. Zuerst habe ich mich mit meinem privaten/persönlichen Account @teezeh am 15. Januar 2007 angemeldet (das kann man übrigens ganz gut mit howlongontwitter.com herausfinden), um den damals noch vergleichsweise unbekannten Dienst kennenzulernen und auszuprobieren.
Wie man sieht, hat Twitter mir gefallen. Es hat dann trotzdem bis zum 10. April 2008 gedauert, bis ich mir gedacht habe, die @COMPUTERWOCHE sollte doch eigentlich auch twittern. Gesagt, getan – und zwar erstmal guerillamäßig und ohne größere Absprachen und epische Strategie-Meetings (was nicht heißen soll, dass ich mir nicht eine Strategie dafür überlegt hätte). Irgendwann wurde das Ganze dann offizieller, auch als offizieller Account kommuniziert und in unsere Website www.computerwoche.de integriert. Von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen kommen aber alle Tweets von @COMPUTERWOCHE ausschließlich von mir. Die Twitter-Bio sagt das auch eindeutig.
Ich kann Euch auch meine Strategie für @COMPUTERWOCHE verraten: Ich poste dort primär Links auf interessante Dinge, über die im World Wide Web stolpere oder auf die ich per E‑Mail gestoßen werde und von denen ich weiß, dass ich sie als Nachricht auf der Webseite entweder gar nicht oder erst deutlich später verarbeiten werde. Wenn jemand von meinen Followees etwas Spannendes ausgräbt, dann gibt es Credits in Form von Retweets. Das ist eigentlich auch schon alles: Ich versuche also, mit meinen Tweets „schnelldrehenden Mehrwert“ für unsere Leser anzubieten (wenn das auch noch anderen Leuten gefällt, fein). Ach ja: Ab und an gibt es auch „Live-Berichterstattung“ von spannenden – das ist natürlich subjektiv – IT-Events wie einer Keynote von Steve Jobs oder dergleichen.
Das kann durchaus auch mal sehr persönlich ausfallen. So geschehen neulich während der Keynote von Google-Chef Eric Schmidt am vorletzten Tag der IFA in Berlin. Dafür gab es dann gleich Schelte von einem PR-Mann (und übrigens auch von Volker) von wegen unzulässiger Vermischung von Persönlichem und Journalismus. Wobei ich ja jetzt nicht finde, dass Journalisten immer neutral zu sein haben. Ein neuartiges Medium wie Twitter erlaubt aus meiner Sicht auch gar keine Trennung mehr von klassischen journalistischen Formen wie etwas Nachricht versus Kommentar, sondern ist eigentlich immer persönlich (weswegen ich auch Wert darauf lege, dass mein Name in der Twitter-Bio steht).
Ich stecke trotzdem in dem Dilemma, dass ich manchmal nicht so recht weiß, was ich nun als @COMPUTERWOCHE absetzen soll und was als @teezeh. Bei neuen CDs, die mir gut gefallen, oder Täter-Tipps zum sonntäglichen Tatort ist die Sache noch relativ klar (und dafür bin ich auch froh, zusätzlich einen privaten/persönlichen Account zu haben). Bei einer schicken Android-App wird die Sache schon schwieriger. Zusätzlich erschwert wird das „Doppelleben“ noch durch organisatorische und technische Kalamitäten – die reichen vom simplen Verwechseln der Konten mit anschließender Löschaktion und Repost über das jeweils andere Konto bis hin zu der Tatsache, dass ich teilweise unsicher bin, wem ich nun mit welchem Account folgen soll. Dazu kommt, dass man Retweets vom einen Konto nur mit wenigen Clients* über das andere absetzen kann (wonach mir durchaus öfters der Sinn steht).
Alles in allem wäre das Twitter-Leben oft einfacher, wenn ich nur noch mit einem Account arbeiten würde. Auf der anderen Seite möchte ich aber weder „mein Baby“ @COMPUTERWOCHE aufgeben und/oder Kollegen überlassen (dafür würde sich vermutlich sowieso niemand finden) noch das @teezeh-Konto einstampfen, das mir persönlich trotz deutlich geringerer Follower-Zahl genauso wichtig ist. Also irgendwie ist das wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Wie macht Ihr das? Ein Konto oder zwei? Oder vielleicht Twitter for Business und Facebook fürs Privatleben? Es würde mich schon sehr interessieren, wie andere Leute in ähnlicher Lage mit dieser Problematik umgehen. Über erhellende Kommentare würde ich mich freuen!
Ich will jetzt gar nicht davon anfangen, wie ich mein Blog betrachte. Da stehen nämlich einerseits eher persönliche Dinge drin und andererseits auch Inhalte, die ziemlich nah am Beruflichen sind. Aber das Fass mache ich heute nicht mehr auf. Schließlich habe ich auch noch ein reales Leben.
*Vielleicht interessiert das ja doch auch noch den ein oder anderen: Meine „weapons of choice“ sind dieser Tage Kiwi auf dem MacBook Pro, Seesmic Desktop 2 (trotz Silverlight) auf dem PC im Büro, TweetDeck auf dem Nexus One und Twitter auf dem iPad.
4 Kommentare
Einige der genannten Probleme kenne ich und habe sie durch einen dritten Account gelöst 🙂
Die Trennung von offiziell @Akademie und Berufsidentität @Kirstin_HH erschien mir von Anfang an – neben meiner „privaten Identität“ – sinnvoll. Wobei der letztgenannte zuerst entstand, vier Tage später @Akademie. In den zwei Wochen danach hat sich schnell mein Bedürfnis nach @Kirstin_HH herauskristallisiert.
Wenn ich http://overlapr.com/ Glauben schenken kann, liegen die Überschneidungen derjenigen, die mehreren meiner Accounts folgen, um die 20%, so dass ich gelegentliche Retweets zwischen den Accounts als zumutbar empfinde.
Guten Morgen,
meine Story verlief genauso wie Ihre. Mit dem Account @robindro habe ich mich dem Medium zunächst genähert und begann dann mit einem Unternehmensaccount für das Hochschulmarketing der Deutschen Bahn Ende 2008 ( @DBKarriere), unsere Arbeitgebermarke zu platzieren.
Häufig bin ich mir nicht so sicher, mit welchem Account ich was tweeten soll. Letzten Endes ist es aber doch so, dass gerade die persönliche Note den Firmen-Account sehr attraktiv macht und der Leser wissen will, wer hinter der @computerwoche steht. Klar, es gibt Themen, die eindeutig sind. Themen, die zwischen den Stühlen hängen, würde ich ggf. im Zweifel auf dem Firmenaccount posten – auch bei @DBKarriere steht mein Name in der Bio und mein Bild „schmückt“ den Hintergrund. Warum sollen die Tweets dann nicht auch meine Handschrift tragen?
Viele Grüße
Hallo zusammen,
ich nutze auch verschiedene Accounts für verschiedene Zielgruppen. Zum einen habe ich meinen ersten Twitter-Account (@woody217), wo ich fast ausschließlich über das Laufen, Wettkämpfe, Training und Sport im Allgemeinen absetze, zum anderen aber auch mit meinen Namen (@MichaelWoth) über allgemeine Themen oder berufsrelevante Theme twittere.
Bezüglich deiner Frage zu anderen Netzwerken. Hier unterscheide ich auch zwischen Facebook und XING. In der Regel kenne ich meine Kontakte alle persönlich und halte diese „Richtlinie“ auch meist gut ein.
Beste Grüße
Micahel
Ich habe bei Twitter einen Account für privates und berufliches. Mittlerweile gehen eigentlich alle Tweets direkt auch in meinen (ebenfalls privat und beruflich) genutzten Facebook-Account. Ausgewählte Sachen gehen auch in Xing (rein beruflich) oder StudiVZ (rein privat). Zu Irritationen führt das nur manchmal bei Facebook wo ich auch mit Leuten vernetzt bin, die keinen Plan von Online Marketing haben und sich manchmal fragen, was ich für komische Updates raushaue.