Android Market: Massig Schrott, nur wenige Perlen

Der Kol­le­ge Dr. Micha­el Spehr hat sich bei FAZ​.net sehr aus­führ­lich über die Auf­bruchs­stim­mung rund um Android und auch über den Android Mar­ket aus­ge­las­sen, das Goog­le-Pen­dant zum iTu­nes App Store bei Apple. Ich zitiere:

Apps für Android sind im „Mar­ket“ zu fin­den, und der lässt sich – wie beim iPho­ne – auf dem Gerät durch­fors­ten. Man benö­tigt aller­dings ein Goo­gle­mail-Kon­to. Die Pro­gram­me sind nach ver­schie­de­nen Kate­go­rien sor­tiert, wie bei Apple gibt es Schau­fens­ter­plät­ze für emp­foh­le­ne Soft­ware. Eine Such­funk­ti­on ist eben­falls vor­han­den, vie­le Apps wer­den mit Bild­schirm­fo­tos gezeigt, und Kun­den­be­wer­tun­gen geben einen ers­ten Anhalts­punkt, ob das Pro­gramm etwas taugt. Momen­tan ste­hen mehr als 50 000 Apps für Android parat, dar­un­ter nicht weni­ge, die Apple nie und nim­mer zulas­sen wür­de: weil sie tief in das Betriebs­sys­tem ein­grei­fen, bestimm­te Tele­fon­funk­tio­nen ändern, Inter­net-Tele­fo­nie (Voice over IP) unter­stüt­zen und so wei­ter und so fort. Immer wie­der ver­blüf­fend ist die hohe Qua­li­tät ein­zel­ner Apps. Man merkt es gleich: Hier herrscht Aufbruchstimmung.

Größ­ten­teils stim­me ich mit Inhalt und Tenor des Stücks über­ein. Nach­dem ich mir inzwi­schen aber seit gerau­mer Zeit die Mühe mache, prak­tisch jeden Abend alle Neu­erschei­nun­gen im Android Mar­ket zu über­flie­gen, muss ich dazu doch mal ein paar Din­ge loswerden:

  1. Der Android Mar­ket hat kei­ner­lei Qua­li­täts­kon­trol­le. Des­we­gen beschwert sich dort auch nie­mand über Zen­sur und der­glei­chen. Auf der ande­ren Sei­te sind aber auch (von mir) geschätz­te 95 bis 98 Pro­zent der ver­öf­fent­lich­ten Apps Müll bis Son­der­müll. Das reicht von ers­ten Pro­gram­mier­ver­su­chen über Sex sells (oder auch nicht) bis hin zur Beu­tel­schnei­de­rei mit puren Rip­off-Anwen­dun­gen – man suche nur im Mar­ket bei­spiels­wei­se ein­mal nach „Zeit­mann“…
  2. „Immer wie­der ver­blüf­fend“ fin­de ich es da höchs­tens, wenn man alle paar Wochen mal eine wirk­lich schö­ne und brauch­ba­re Android-App fin­det. Bis­lang gibt es nur sehr weni­ge – Twit­ter for Android möch­te ich exem­pla­risch her­vor­he­ben –, die das Poten­zi­al des Betriebs­sys­tems und sei­ner vie­len APIs auch nur annä­hernd aus­schöp­fen. Das wird sich ange­sichts des zuneh­men­den Inter­es­ses auch pro­fes­sio­nel­ler Deve­lo­per hof­fent­lich in abseh­ba­rer Zeit ändern.
  3. Ange­sichts der bis­he­ri­gen Müll­ber­ge ist es im Augen­blick sehr schwer, die weni­gen Per­len im Mar­ket selbst auf­zu­stö­bern. Ein Tipp aus mei­ner ganz per­sön­li­chen Erfah­rung (auch wenn er blöd klin­gen mag): Wenn eine App ein schö­nes und invi­du­ell gestal­te­tes Icon hat, ist die Wahr­schein­lich­keit eini­ger­ma­ßen hoch, dass sie auch etwas taugt. Goog­le soll­te aus mei­ner Sicht die Such- und Emp­feh­lungs­funk­tio­nen im Mar­ket jeden­falls deut­lich aus­bau­en. Ori­en­tie­ren könn­te es sich dabei zum Bei­spiel an AppA­wa­re von der ETH Zürich. Außer­dem fehlt dem Mar­ket ein adäqua­tes Web-Pen­dant – das jet­zi­ge hat selbst nach dem jüngs­ten Relaunch noch nicht ein­mal eine Such­funk­ti­on (und das bei einer Fir­ma, deren Kern­ge­schäft die Suche ist!).

Kurz gesagt: Der Android Mar­ket ist nur des­halb so schnell gewach­sen, weil dort wirk­lich jeder jeden Mist ver­öf­fent­li­chen kann. Goog­le muss auf lan­ge Sicht ent­we­der eine Qua­li­täts­kon­trol­le ein­füh­ren wie ande­re Anbie­ter oder das Auf­fin­den von qua­li­ta­tiv höher­wer­ti­gen Apps signi­fi­kant erleich­tern. Sonst ist der Mar­ket bald voll­kom­men unbrauchbar.

P.S.: Ich wie­der­ho­le an die­ser Stel­le auch ger­ne noch­mals mei­nen Wunsch respek­ti­ve mei­ne For­de­rung nach einer ein­fach zu bedie­nen­den Screen­shot-Funk­ti­on in Android. Gäbe es die (so wie beim iPho­ne), könn­ten und wür­den garan­tiert viel mehr Leu­te über die schö­nen Android-Pro­gram­me schrei­ben, die sie ent­deckt haben und benutzen.

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