Mein Sound System 2022

Ich bin seit eini­ger Zeit dabei, vie­le CDs aus mei­ner Samm­lung noch ein­mal ganz neu zu ent­de­cken. Wie ist das mög­lich, fragt Ihr? Das ver­gan­ge­ne Coro­na-Jahr habe ich unter ande­rem dazu genutzt, um mei­ner „Ste­reo­an­la­ge“ ein klei­nes, aber fei­nes Upgrade zu spen­die­ren. Vor­ab möch­te ich anmer­ken, dass ich ers­tens in der gro­ßen Stadt und zwei­tens zur Mie­te in einer Woh­nung mit Die­len­bo­den woh­ne. Das schränkt High-End-Ambi­tio­nen von vorn­her­ein gehö­rig ein. Davon abge­se­hen bin ich auch weder wil­lens noch in der Lage, fünf- oder sechs­stel­li­ge Sum­men für Hi-Fi-Gerät­schaf­ten auszugeben.

Mei­ne Musik spie­le ich über den CD-Play­er Apol­lo und den Ver­stär­ker Brio ab. Das sind zwei Gerä­te im Midi-For­mat vom bri­ti­schen Her­stel­ler Rega, der den meis­ten eher wegen sei­ner Plat­ten­spie­ler bekannt sein dürf­te. Der Apol­lo ist lei­der eine klei­ne Diva und skippt gern mal ein biss­chen rum direkt nach dem Ein­schal­ten. Manch­mal habe ich das Gefühl, er muss erst ein Weil­chen auf Betriebs­tem­pe­ra­tur kom­men. Der Brio hat, typisch bri­tisch-mini­ma­lis­tisch, kei­ner­lei Klang­re­ge­lung – ich habe sie auch noch nie ver­misst. Bei­de spie­len ein­fach traum­haft zusam­men. Ver­bun­den sind sie bom­ben­fest über EFF-ISL-Kabel von Supra aus Schwe­den (das zunächst erwo­ge­ne Cou­ple 3 von Rega scheint lei­der eher ein über­teu­er­tes Stück Mikro­fon­ka­bel zu sein).

Kabel sind ja sowie­so ein span­nen­des The­ma, wenn es um Hi-Fi geht. Wo ana­lo­ge Signa­le pas­siv über­tra­gen wer­den, spielt die Qua­li­tät durch­aus eine nicht ganz unwich­ti­ge Rol­le. Ab einem bestimm­ten Niveau wird das Gan­ze aber reich­lich eso­te­risch. Gleich­zei­tig läuft man in die klas­si­sche Pro­ble­ma­tik hin­ein, dass man sich die vor­geb­lich rich­tig guten Sachen eh erst leis­ten kann, wenn man so alt ist, dass die eige­nen Ohren die theo­re­tisch mög­li­che Klang­ver­bes­se­rung gar nicht mehr wahr­neh­men kön­nen … Ich hof­fe jeden­falls, dass ich mit mei­nen Inter­con­nect- und Laut­spre­cher­ka­beln einen ver­nünf­ti­gen „Sweet Spot“ bei Preis und Leis­tung getrof­fen habe.

Vom Brio zu den Laut­spre­chern ver­lau­fen Signa­tu­re-Reve­la­ti­on-Kabel vom bri­ti­schen Spe­zia­lis­ten QED. Die hat­te ich übri­gens über einen (seriö­sen!) pol­ni­schen Online-Händ­ler auf Ebay für etwa ein Vier­tel weni­ger bekom­men als bei jedem deut­schen Markt­be­glei­ter. Da der Han­del gera­de bei Kabeln noch wirk­lich fet­te Mar­gen hat, lohnt sich etwas Recher­che im Netz vor dem Kauf also auf jeden Fall.

Eine Erleuchtung für die Ohren

Apro­pos Laut­spre­cher: Den defi­ni­tiv deut­lichs­ten Klang­sprung hat mein Sound Sys­tem da gemacht, wo die Klän­ge letzt­end­lich her­aus­kom­men. Nach lan­gen Jah­ren Nubert nuLi­ne 30 und einem kur­zen Inter­mez­zo mit Phonars Veri­tas M4 Next genie­ße ich nun ein traum­haf­tes Paar Clas­sic 3 von der Laut­spre­cher-Manu­fak­tur Audio Phy­sic aus Bri­lon im Sau­er­land. Die Clas­sic 3 sind glau­be ich das Kleins­te, was Audio Phy­sic der­zeit über­haupt baut. Die Qua­li­tät ist aber auch hier schon ganz groß. Dar­auf gebracht hat­te mich John­ny „Spree­blick“ Haeus­ler. Beim Lesen sei­nes Tex­tes habe ich mich erin­nert, dass ich auch jeman­den ken­ne bei Audio Phy­sic. Nach eini­gem DM-Hin-und-her bei Twit­ter mach­te sich dann ein Paar „Regal­laut­spre­cher“ von Bri­lon auf den Weg nach München.

Die Clas­sic 3 ste­hen bei mir aller­dings nicht im Regal, son­dern thro­nen stan­des­ge­mäß auf SS‑6 von Solids­teel aus Ita­li­en, ent­kop­pelt mit Kugel­la­ger­ku­geln, Spikes und Pucks. Auf die Stän­der muss­te ich tat­säch­lich rela­tiv lan­ge war­ten. Coro­na, Stahl knapp, was weiß ich. Irgend­wann Mit­te Janu­ar konn­te ich sie jeden­falls zusam­men­bau­en und damit mein aktu­el­les Set­up komplettieren.

Doch zurück zur Audio Phy­sic Clas­sic 3: Ich hät­te es nicht für mög­lich gehal­ten, dass gegen­über mei­nen bis­he­ri­gen Laut­spre­chern ein der­ar­ti­ger Qua­li­täts­sprung denk­bar wäre, ohne auf Stand­laut­spre­cher zu wech­seln. Schon beim ers­ten Anschlie­ßen, als die Boxen noch gar nicht ein­ge­spielt waren, zeig­te sich ein frap­pie­ren­der Unter­schied (wobei die Veri­tas wahr­lich schon sehr ordent­lich waren). Ein­fach unglaub­lich, wie viel trans­pa­ren­ter und detail­rei­cher die Audio-Phy­sic-Laut­spre­cher zu Wer­ke gehen. Ich höre auf vie­len Auf­nah­men wirk­lich ganz neue Din­ge, die ich vor­her nicht wahr­ge­nom­men habe. Und zwar schon bei mode­ra­ter Miet­woh­nungs­laut­stär­ke. Hät­te ich mir nie träu­men lassen.

Ob die Step 35 oder gar die Spark noch­mals einen ähn­li­chen Sprung bedeu­ten wür­den? Wer weiß, viel­leicht fin­de ich das ja eines Tages noch her­aus. Wäre aber ver­mut­lich ange­sichts der anfangs ange­spro­che­nen Ein­schrän­kun­gen nicht wirk­lich ange­mes­sen. Die gan­ze aktu­el­le Kom­bi­na­ti­on ist jetzt eine rich­tig run­de Sache und macht mich glück­lich. Ich habe wirk­lich schon lan­ge nicht mehr so viel Musik gehört wie zuletzt.

PS: Falls sich jemand wun­dert – Vinyl nicht mehr (und auch nicht wie­der), Strea­ming noch nicht (bzw. nur als Nebensache).

2 Kommentare

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Die­ses CD-Regal habe ich auch…
Zur Anla­ge selbst: Mei­ne Hifi­zei­ten sind schon lan­ge vor­bei und mein Altar der Eitel­keit ist nur noch eine Erin­ne­rung an alte Tage. Wich­tig ist, dass man Spaß am Hören und der Musik hat. Über etli­che Jah­re habe ich mich ‚hoch­ge­ar­bei­tet‘ mit mei­nem Hob­by, bis ich für mich kei­nen Sinn mehr sah etwas zu ver­än­dern und in mei­nem Rah­men konn­te ich mich auch nicht mehr ver­bes­sern. Rück­bli­ckend benei­de ich jeden, der mit einem guten Niveau zufrie­den ist. Über Jahr­zehn­te hat­te ich alle rele­van­ten Hifi­zeit­schrif­ten abbo­niert: Das war auch eine schö­ne Zeit. Nun bin ich froh, dass ich qua­si mei­nen Frie­den gefun­den habe. Strea­ming ist aktu­ell eine Her­aus­for­de­rung, die ich nur am PC betrei­be (via gutem DAC und Löwe/­Linn-AktivLS), aber viel­leicht will ich das noch integrieren…Anhand der Kom­po­nen­ten glau­be ich sofort, dass die oben beschrie­be­ne Anla­ge rund und gut klingt: Glück­wunsch! Mehr braucht eigent­lich kein Mensch im nor­ma­len Zim­mer und alles ande­re ist dann Geschmackssache.

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